News and worth knowing: Demotec/Presse
Erfahrungen mit Demotec 95
Nach wie vor nimmt die Behandlung von Lahmheiten einen hohen Stellenwert in der Rinderpraxis ein. Neben häufiger sogar endemisch auftretenden bakteriellen Infektionen ("Panaritium") hat es der Buiatriker mit Einzeltiererkrankungen (Sohlengeschwüren) zu tun, die größtenteils die Folge mangelhafter Klauenpflege sind (Hortig, 1979). Während der moderne Landwirt viele, früher eher dem Tierarzt übertragene Aufgaben wahrnimmt, vernachläßigt er oftmals die regelmäßige Klauenpflege seines Milchviehs; sei es, daß er die Wichtigkeit dieser Maßnahme nicht erkannt hat, ihm die Arbeit zu mühsam ist oder er keine geeignete Person für die Klauenpflege findet. Dem Tierarzt werden aber auch "vorbehandelte" Kühe vorgestellt die durch rapide Abmagerung keinen Marktwert mehr besitzen und daher gerettet werden sollen.
Aufheben der erkrankten Gliedmasse
Zur Untersuchung und Behandlung von Klauenleiden ist ein gefahrarmes Aufheben des erkrankten Fußes notwendig. Besonders gut eignen sich hierzu eine Vielzahl verschiedener stationärer Klauenpflegestände, die jedoch dem Praktiker, besonders bei der Arbeit auf der Weide, oftmals nicht zur Verfügung stehen.
Abbildung 1: Aufheben des linken Hinterbeines.
Das herabhängende Seil ist am Frontlader eines Traktors befestigt.
Eine einfache Methode zum Aufheben eines Hinterbeines mit einem am Frontlader eines Traktors hängenden Seil ist in Abbildung 1 dargestellt. Durch umlegen des Stockes über den Fersensehnenstrang wird eine zusätzliche Bremswirkung erzielt (Stöber, 1971). Das derart aufgehobene Bein kann von einem Helfer auch über längere Zeit mühelos aufgehalten werden. Der in den Niederlanden gebräuchliche fahrbare Klauenwagen ist ebenfalls gut geeignet (Abb. 2).
Abbildung 2: Einfacher, mit dem Auto zu transportierender Klauenwagen (Niederländisches Modell) für Weidebehandlungen, der auch gut zur Behandlung von Zitzenverletzungen verwendet werden kann. Der Patient steht auf dem Erdboden, sodaß es kaum zur Verschmutzung des Wagens kommt.
Schmerzausschaltung
Bei schmerzhaften Eingriffen ist eine Anästhesie der zu behandelnden Klaue notwendig. Nur so kann tierschutzgerecht und lege artis behandelt werden. Als Methode der Wahl bietet sich die regionale intravenöse Lokalanästhesie (Avemann, 1975) an, die am medikamentell ruhiggestellten Tier einfach durchführbar ist (Abb. 3). Nach Anlegen einer Gummiligatur proximal am Metatarsus tritt der Ramus cranialis der Vena saphena lateralis mit beidene Ästen infolge Stauung mehr oder weniger stark hervor oder ist an seiner Fluktuation palpatorisch deutlich erkennbar. Mit einer etwa 1,8 mm starken Einmalkanüle wird nach Reinigung die Vene punktiert und austretendes Blut abgelassen. Anschließend werden 20 ml eines 2%igen Lokalanästhetikums injiziert und die Punktionsstelle mit einem jodgetränkten Wattebausch komprimiert, um einen Rückfluß des Anästhetikums zu verhindern. Innerhalb von 3 Minuten stellt sich unterhalb der Abschnürung eine vollständige Schmerzausschaltung ein.
Kleben eines Holzklotzes
Von großer Hilfe bei der Behandlung schwerwiegender Klauenleiden ist die Entlastung der erkrankten Klaue durch das Kleben eines Holzklotzes (Surborg, 1984). Seit etwa 3 Jahren wurde in der Praxis ein neuentwickelter Kleber der Fa. Demotec, D-6369 Nidderau, benutzt. Beim Modellieren des Klotzes zeichnet sich dieses Produkt durch seine Klebefreiheit an den Händen aus, welches beim Arbeiten auf der Weide als besonders angenehm empfunden wurde. Um jeglichen Hautkontakt mit den Substanzen zu vermeiden, kann auch mit Latexhandschuhen gearbeitet werden.
Abbildung 3: Regionale intravenöse lokale Anästhesie durch Punktion der mittels eines Gummischlauches gestauten Vena digitalis dorsalis communis IV. Innerhalb von 3 Minuten stellt sich unterhalb der Abschnürung eine vollständige Anästhesie ein.
Abbildung 4: Mit Hilfe eines Winkelschleifers kann die gesunde Gegenklaue schnell von losem Horn und Schmutz befreit werden.
Die Gegenklaue wird, falls erforderlich, korrigiert und mit Hilfe eines Winkelschleifers (Abb. 4), des Klauenmessers oder einer Raspel vom losen Horn und grobem Schmutz befreit und mit einem alkoholgetränkten Wattebausch gereinigt. Es hat sich als zweckmäßig erwiesen, daß bei eindeutiger Indikation der Klotz vor der chirurgischen Behandlung der erkrankten Klaue angebracht wird, um eine Verunreinigung durch eventuell austretenden Eiter oder Blut zu vermeiden und die Aushärtungszeit für die Klauenbehandlung zu nutzen.
Abbildung 5: Der Kleber wird sofort nach dem Homogenisieren in dünner Schicht auf die gesunde Gegenklaue aufgetragen.
Das Pulver muß mit der zugehörigen Flüssigkeit mit beiliegendem Spatel in vorgeschriebenen Mengen homogenisiert und sofort auf die Sohlenfläche der gesunden Gegenklaue in dünner Schicht aufgetragen werden (Abb. 5). Die restliche Menge des inzwischen zu einer klebefreien Masse gewordenen Kunststoffes wird auf die der Klauensohle zugewandten Fläche des Holzklotzes gebracht (Abb. 6). Dieser kann nun der Klauensohle angepaßt werden. Durch leichten Druck quillt das Material zwischen Sohlenfläche und Klotz hervor (Abb. 7). Dieses kann nun sorgfältig über die seitliche Nut des Holzklotzes und das Wandhorn modelliert werden (Abb. 8). Nach wenigen Minuten ist der Kunststoff ausgehärtet und nach dem Erkalten voll belastungsfähig.
Abbildung 6: Die restliche Menge von Demotec 95 kommt auf die der Klauensohle zugewandte Fläche des Holzklotzes
Abbildung 7: Durch leichten Druck quillt das Material zwischen Sohlenfläche und Klotz hervor...
Abbildung 8: ... und kann sorgfältig über die seitliche Nut und das Wandhorn modelliert werden.
Die im Versuchszeitraum geklebten Holzklötze hatten ausnahmslos eine gute Haltbarkeit. Wenn die Patienten die Klötze nach Ausheilung des Klauenleidens nicht spontan verloren, mußten sie mit Hilfe eines Meißels oder eines Stemmeisens durch einen kräftigen Schlag auf den Bereich zwischen Klauensohle und Holzklotz entfernt werden.
Es ist notwendig, den Kleber im Sommer vor dem Verarbeiten kühl aufzubewahren, da die Aushärtungszeit temperaturabhängig ist. Bei hohen Temperaturen reagiert der Kunststoff für eine saubere Verarbeitung zu schnell. Bei kühler Umgebungstemperatur kann die Flüssigkeit im Wasserbad schnell auf die optimale Verarbeitungstemperatur gebracht werden.
Abbildung 9: Klauenbeinfraktur bei einem Jungbullen. Die erkrankte Klaue wird durch das Kleben eines Holzklotzes auf die gesunde Klaue entlastet, so daß es sofort zu einer deutlichen Besserung des Lahmheitsgrades kommt.
Indikationen für die Entlastung der behandelten Klaue sind alle mit hochgradiger Lahmheit einhergehenden Klauenerkrankungen, Klauengelenkserkrankungen oder Klauenbeinfrakturen (Abb. 9). Voraussetzung ist jedoch eine gesunde Gegenklaue, da sie über einen gewissen Zeitraum einer doppelten Belastung ausgesetzt wird.
Literatur:
- Avemann, M. (1974): Prüfung des von Antalovsky angegebenen Verfahrens zur intravenösen regionalen Betäubung im Zehenbereich des Rindes auf seine praktische Brauchbarkeit Vet. med. Diss., Hannover
- Hortig, H. (1979): Prüfung etwaiger Zusammenhänge zwischen dem Auftreten von Lahmheiten im Klauenbereich und der Klauenpflege sowie Haltungsbedingungen des Rindes. Vet. med. Diss., Hannover
- Stöber, M. (1971): Zwangsmittel beim Rind. Prakt. Tierarzt 61, 310-316
- Surborg, H. (1984): Aspects of Treatment of Severe Claw Diseases in a Large Animal Practice. The Bovine Practitioner 19, 227-230
Anschrift des Verfassers:
Dr. Helmut Surborg
Betzhorn - Apfelstraße 6
D-3126 Wahrenholz